Sonntag, 30. Juni 2024

GV SSE

Zum ersten Mal seit fünf Jahren klappte es am Freitag wieder einmal mit meiner Teilnahme an der GV der SSE, Société Suisse des Explosifs. Das ist die Firma, welche beim Bau des Simplon-Tunnels gegründet wurde, um den für den Bau des Tunnels benötigten Sprengstoff zu produzieren. Auch heute noch ist die Produktion von zivil genutztem Sprengstoff das Kerngeschäft der in Gamsen bei Brig ansässigen Firma. Als zweites Standbein stieg die Firma vor einigen Jahren in die Produktion von speziellen chemischen Produkten ein.

das Royal Savoy in Lausanne

Die GV findet meistens im Wallis statt, wobei der Versammlungsort jährlich woanders ist. Da die Firma auch viele Aktionäre aus dem Kanton Waadt hat wird die GV alle paar Jahre in diesem Kanton durchgeführt, so auch dieses Jahr. Und dies an einer noblen Adresse: dem 5* Hotel Royal Savoy in Lausanne.

Apéro im lauschigen Garten

Wie ein riesiger Palast sieht das grosse Hotel zwischen dem Bahnhof und dem See aus, direkt neben der Métro-Haltestelle Délices. 83 Aktionäre haben den Weg hierher gefunden und hörten den Ausführungen des VR-Präsidenten und CEO interessiert zu. Und nach einer Stunde und 20 Minuten öffnete sich die Tür zum schönen Garten des Hotels, wo ein Buffet mit kalten und warmen Speisen bereitstand. Dazu gab es Champagner und Wein, letzterer stammt aus einem SSE-eigenen Rebberg.


der SSE-eigene Wein (unten auf der Etikette zu lesen)



Freitag, 28. Juni 2024

Säntis ohne GV

Heute Freitagnachmittag findet die GV der Säntisbahn statt, in einem Festzelt auf der Schwägalp, von wo ja die Luftseilbahn auf den Nordostschweizer Hausberg fährt. Ich war aber schon gestern dort respektive auf dem Säntisgipfel und genoss den traditionellen GV-Schinken mit Kartoffelsalat und Bürli. Seit Jahren oder vielleicht schon Jahrzehnten wird dieses Gericht den Aktionären offeriert, zusätzlich zur Gratisfahrt mit der Luftseilbahn.

en Guete!

Früher mussten alle, welche in den Genuss dieser attraktiven Naturaldividende kommen wollten am eigentlichen Tag der GV zum oder auf den Säntis kommen. Das führte aufgrund der wachsenden Zahl von Aktionären je länger je mehr zu Staus an allen Ecken und Enden, angefangen beim Postauto zur Schwägalp, dann bei der Luftseilbahn und natürlich in den Restaurants. Deshalb kann man seit einigen Jahren wählen, ob man am GV-Tag oder am Tag zuvor anreisen möchte.

Autos soweit das Auge reicht auf der Schwägalp

Der Wetterbericht sagte zwar kein stabiles Hochdruckwetter voraus, trotzdem hoffte ich, dass sich die Sonne während meinem Aufenthalt auf dem Berg zwischendurch zeigen würde. Fehlanzeige: dichter Nebel mit Null Sicht und tiefer Temperatur auf dem Gipfel, ich war mit meiner leichten Kleidung nicht einmal im Freien. Den Schinken genoss ich aber auch ohne Aussicht.

Donnerstag, 27. Juni 2024

GV am und auf dem Zürichsee

Der Zürichsee war am Montagabend das Hauptthema an der von mir besuchten GV. Einerseits wegen der Gesellschaft, welche ihre 133. GV veranstaltete: es handelt sich um die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft. Und andererseits wegen der Location: der offizielle Teil des Anlasses fand am Zürichsee statt und der gemütliche Teil auf dem See.

Um 17 Uhr beginnt der offizielle Teil im Schinzenhof beim Bahnhof Horgen, das ist ein grosser Saal mit Bühne. Wieviel Aktionäre anwesend waren weiss ich nicht, der VR-Präsident verheimlichte diese Angabe. Ich schätze die Zahl aber auf 250 bis 300. Der VR-Präsident und der CEO wechselten sich mit ihren Reden ab. Themen waren natürlich die finanziellen Resultate im vergangenen Jahr sowie ein Ausblick für das laufende Jahr. Ein weiteres Thema war die Nachhaltigkeit des Schiffbetriebes. Die kleineren Schiffe werden in den nächsten Jahren von Diesel- auf Elektroantrieb umgerüstet. Interessant war dabei die Information, dass die einzubauenden Akkus ein Gewicht von etwa 25 Tonnen haben werden. Das hat den Nebeneffekt, dass die Schiffe einen etwas grösseren Tiefgang haben werden.

Nach knapp eineinhalb Stunden kam Bewegung in die GV, denn die Anwesenden machten sich auf den Weg zum Schiffsteg von Horgen. Dort fuhr das Flaggschiff "Helvetia" vor, um die Gäste auf eine etwa zweistündige Rundfahrt mit Schluss am Bürkliplatz mitzunehmen. Verdursten oder verhungern musste man nicht, der Weiss- Rosé- und Rotwein floss in Strömen und auch Bierliebhaber kamen auf ihre Rechnung. Dazu wurde eine Züricher Bratwurst mit Bürli gereicht. Wer danach noch Lust auf eine zweite Wurst hatte kriegte diese für einen Fünfliber.

Das war eine schöne Rundfahrt bei angenehmer Temperatur. Getroffen habe ich neben mir bekannten Mitaktionären auch drei ehemalige Swissair-Kollegen.

mit einem ehemaligen Kollegen stosse ich auf unsere
schöne Zeit bei der Swissair an



Mittwoch, 26. Juni 2024

Vier ehemalige Gemeinden im Freiburgischen

Als Nicht-Freiburger kennt wohl kaum jemand die vier kleinen ehemalige Gemeinden, welche ich am Sonntag besuchte:


Maules und Romanens im Bezirk Gruyère wurden 2001 nach Sâles eingemeindet.




Estévenens und Villariaz im Bezirk Glâne schlossen sich 2003 mit Vuisternens-devant-Romont zusammen.





Dienstag, 25. Juni 2024

Wanderung Sâles - Vuisternens-devant-Romont

Datum: 23. Juni 2024
Dauer: 3h40
Länge: 15.9 km
Wetter: stark bewölkt, wenige Tropfen
Route: Sâles-Maules-Pt. 955-Romanens-Pt. 882-Estévenens-Moulin Rouge-Villariaz - Vuisternens-devant-Romont
Charakteristik: 90% Strassen, der Rest teilweise sumpfig, alles unmarkiert


Weitblick über Sâles mit der Kirche

Maules

hier ging es barfuss durch

die Wolken waren die Hauptdarsteller

nein, nicht im Appenzellischen, auch wenn es so aussieht

Nach dreieinhalbstündiger öV-Anfahrt lässt mich der Buschauffeur im freiburgischen Sâles (Bezirk Gruyère, nicht zu verwechseln mit Sales im Saanebezirk) auf 825 müM aussteigen. Der kräftige Wind frischt die eh schon bescheidene Temperatur auf, ich bin aber dafür ausgerüstet.

Auf einer schnurgeraden, wenig befahrenen Strasse geht es zum Dorf hinaus und nach einem Bahnübergang auf einem Feldweg nach Maules. Das langgestreckte Dorf liegt auf einem Südausläufer des Gibloux. Bei der Durchquerung des Dorfes fallen mir einige Häuser auf, welche ich eher im Appenzellischen verorten würde als im Freiburgischen. Unterstrichen wird der Eindruck noch von Bildern mit naiver Bauernmalerei.

Nach dem Dorfausgang steigt die Strasse weiterhin leicht an und nach einem Kilometer komme ich bei einem Weiher an, welcher sich hinter der dichten Vegetation versteckt. Zwischen den Ästen hindurch sieht man ihn ab und zu, aber für ein Foto reicht es nicht.

Ich mache eine kurzfristige Routenänderung, denn es hat einen markierten Rundweg um den Weiher, welchem ich folgen möchte. Nach 10 Minuten stehe ich vor einem kurzen, total versumpften Wegstück. Ich suche vergeblich eine trockene Umgehungsvariante und muss mich entscheiden, ob ich umkehren soll. Darauf habe ich keine Lust, aber die Halbschuhe wären nach einer Durchschreitung hoffnungslos verdreckt und durchnässt. Und es sind noch 12 Kilometer bis zum Ziel. Also Schuhe ausziehen und barfuss durch den Sumpf. Natürlich sehen die Füsse danach auch nicht sehr vorteilhaft aus, aber ich kann sie etwas abwischen, dann kann es weitergehen.

Kurz nach dem Weiher biege ich wieder auf eine Strasse ein, und bis zum Ziel wird sich das auch nicht mehr ändern. Verkehr hat es aber wenig, dies auch weil ich an einem Sonntag unterwegs bin. Via Romanens, Estévenens und Villariaz erreiche ich kurz vor 14 Uhr Vuisternens-devant-Romont, wo ich nicht lange auf den Bus warten muss.


Montag, 24. Juni 2024

Freiburger Strassenwanderung

Gestern gab es wieder einmal eine Wanderung durch ehemalige Gemeinden. Im Freiburgischen südlich von Romont, in einem wandertechnischen Niemandsland. Auf meiner Route war kein einziger Meter als Wanderweg markiert, was auch nicht erstaunlich ist, denn zu 90% war ich auf Strassen unterwegs.

Den Wanderbericht habe ich noch nicht geschrieben, deshalb vorerst drei Bilder:

bei der Kirche in Sâles: eine Art Pförtnerhäuschen, bemannt durch Bruder Klaus?

viel Pflotsch auf Naturwegen, hier nördlich von Maules

der stattliche Mammutbaum am Ziel in Vuisternens-devant-Romont



Samstag, 22. Juni 2024

GV SZU

Die Aktionäre der Sihltal Zürich Üetlibergbahn, eben SZU, versammelten sich am Freitagnachmittag im Landesmuseum gleich beim Zürcher Hauptbahnhof zur jährlichen GV. Wieviel es waren weiss ich nicht genau, die Zahl wurde nicht wie üblich kommuniziert. Aber es dürften in etwa 150 gewesen sein.

In einem etwas engen und düsteren Raum begann die VR-Präsidentin mit einem Referat über Massnahmen für behindertengerechteres Reisen, bevor der CEO das Geschäftsergebnis präsentierte. Das dauerte im Gegensatz zu anderen Gesellschaften nur wenige Minuten, Geld gab es keines zu verteilen. Zum Schluss gab es einen Vortrag über den geplanten Neubau der Hallen für den Unterhalt des Rollmaterials. Die bestehenden Hallen beim Bahnhof Giesshübel mitten in Zürich sollen abgerissen und total neu gebaut werden, was 189 Millionen Franken kosten wird.

Beim anschliessenden Apéro riche im Foyer des Landesmuseums konnten die Aktionäre nochmals anstossen und feine Häppli geniessen, bevor sich die GV-Saison langsam dem Ende zuneigt. Bei mir stehen aber nächste Woche nochmals 5 GVs im Kalender. Mal schauen, welche ich auch besuchen werde.




Freitag, 21. Juni 2024

Spitzbergische Besonderheiten

Ich muss hier nochmals auf Spitzbergen zurückkommen, denn damit verbinden sich einige Besonderheiten.

Politischer Status

Vor unserer Abreise gingen wir davon aus, dass Spitzbergen eine zu Norwegen gehörende Inselgruppe sei, so haben wir es in Reisebeschreibungen gelesen. Dass das so nicht stimmt erklärte uns einer der Guides auf unseren Ausflügen. Spitzbergen ist neutrales Land, es gehört zu keinem Land. Die Verbindung zu Norwegen besteht darin, dass dieses für die Verwaltung der Inselgruppe zuständig ist. Als Bürgermeister amtiert der von der norwegischen Regierung ernannte Sysselmester (übersetzt "Affärenmeister"). Vor kurzem hiess der noch Sysselmann, nach der Ernennung einer Frau wurde die Bezeichnung geändert.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Spitzbergenvertrag, welcher 1920 abgeschlossen und von einer Reihe von Staaten mitunterzeichnet wurde, darunter auch die Schweiz. In diesem Vertrag ist zum Beispiel festgehalten, dass Spitzbergen eine entmilitarisierte Zone ist. Oder dass Bürger aller den Vertrag unterzeichneten Länder freien Zugang zur Inselgruppe haben und dort leben und arbeiten dürfen.

Gebären und krank sein verboten

Niemand darf auf Spitzbergen zur Welt kommen. Grund dafür ist der neutrale Status der Inselgruppe, welcher verhindert, dass ein Neugeborenes einer Nationalität zugeordnet werden kann. Schwangere Frauen müssen deshalb spätestens drei Wochen vor dem Geburtstermin Spitzbergen verlassen. Nach der Geburt dürfen sie aber wieder mit dem Baby zurückkehren.

Das Klima auf Spitzbergen insbesondere im Winter erfordert eine gute Gesundheit. Wenn jemand krank wird kann das lebensgefährlich werden, weil die medizinische Versorgung sehr rudimentär ist. Eingriffe wie Operationen können nicht durchgeführt werden. Deshalb kann jemand mit einer Krankheit angewiesen werden, Spitzbergen zu verlassen. Das geht sogar so weit, dass man zum Beispiel die Behörden informieren kann, dass der Nachbar Krankheitssymptome hat. Das wird dann genau abgeklärt und kann zu einer Ausweisung führen.

Keine Katzen

Falls jemand nach Sptzbergen auswandert und als Haustier einen Stubentiger mitnehmen möchte: Fehlanzeige. Katzen sind verboten, denn diese würden Jagd machen auf die neugeborenen Polarfüchse, welche geschützt sind. Für Katzen bietet Spitzbergen vor allem im Winter kein grosses Nahrungsangebot. Mäuse gibt es keine und von den Vögeln überwintert eine einzige Sorte, welche aber für Katzen zu gross ist. Bleiben nur die Polarfuchsbabys.

Traditionen

Traditionen sind für die Leute wichtig. Zum Beispiel jährlich am 8. März. Das ist der Tag, an welchem sich in Longyearbyen nach dem langen Winter die Sonne wieder zeigt. Das wird von der ganzen Bevölkerung gefeiert. Die Sache hat aber einen Haken: man sieht die Sonne nur, wenn man auf einer extra dafür bereitgestellten Treppe ein paar Stufen hinaufsteigt.

die Sonnentreppe

Oder die Sache mit den Schuhen. Vielerorts stehen beim Eingang von Gebäuden Schuhgestelle und es wird erwartet, dass man vor dem Betreten des Gebäudes (z.B. Restaurant, Hotel, Spital, Laden) die Schuhe auszieht. Das geht auf die Zeit des Kohlenabbaus zurück, als die Minenarbeiter mit ihren Schuhen tagelang auf Kohlenstaub unterwegs waren und beim Betreten eines Gebäudes mit Schuhen eine gröbere Verschmutzung anrichten würden. Heute gibt es zwar fast keine Minenarbeiter mehr, aber die Tradition wird aufrechterhalten.

das Schuhgestell in unserem Hotel

Und noch etwas: Wenn wir in Mitteleuropa von Spitzbergen reden meinen wir die ganze Inselgruppe. Nicht so in Norwegen. Dort heisst nur die Insel mit der Hauptstadt Longyearbyen so, die Inselgruppe heisst Svalbard (deutsch "Kühle Küste").


Donnerstag, 20. Juni 2024

Zusammenfassung Norwegen

Zwei Wochen waren wir im hohen Norden Europas unterwegs, hier kurz zusammengefasst unsere Eindrücke.

Die Landschaft

Norwegen hat wahrscheinlich eine der schönsten Landschaften weltweit, insbesondere an der Westküste. Bei unserer Fahrt mit dem Mietauto durch die Lofoten kamen wir kaum aus dem Staunen heraus. Fast nach jeder Kurve - und davon hat es unzählige - hat man wieder einen Blick aus einer anderen Perspektive auf die Landschaft mit Bergen und Meer. Ab und zu hat man das Gefühl, man sei in den Alpen auf 2000 Metern Höhe, aber die Strasse ist ja meistens auf Meereshöhe. Spektakulär ist die Landschaft natürlich auch auf Spitzbergen, wo noch die vielen Gletscher, welche bis ins Meer münden, dazukommen.


Das Wetter

In den zwei Wochen hatten wir fast immer trockene Witterung, nur ab und zu war es nass. Und die Temperatur war ideal, um auch sportlich etwas unternehmen zu können. Auf den Lofoten bewegte sich die Temperatur meistens zwischen 10 und 17°, nachts kühlte es aufgrund der Mitternachtssonne kaum ab. Tiefer war die Temperatur natürlich auf Spitzbergen mit bei starkem Wind gefühlten Minusgraden. Aber wir waren ja mit warmer Kleidung ausgerüstet.

Das Essen

Wenn man nach Norwegen reist gehört natürlich Fisch auf den Teller. Nicht immer, aber viel öfter als bei uns. Wir hatten jeden Tag mindestens einmal Fisch, entweder Lachs oder Hering zum Frühstück und/oder ein warmes Fischgericht zum Znacht. Wer mit Fisch nicht viel am Hut hat kommt aber nicht zu kurz, in jedem Restaurant hat es auch Fleischgerichte oder Vegetarisches auf der Karte. Oder das Walsteak, was ja auch kein Fisch ist. Zweimal genossen wir letzteres, ein superzartes Stück Fleisch wie ein Entrecôte. In vielen Restaurants und überraschenderweise besonders auch auf Spitzbergen werden die Gerichte auf sehr hohem Niveau angerichtet mit teilweise speziellen Beilagen.

Die Kosten

Dass die skandinavischen Länder teuer sind weiss man ja, und so waren wir auch nicht überrascht, dass alles etwas teurer ist als in der Schweiz, seien das die Hotels, das Mietauto, Benzin oder Getränke. Da alkoholische Getränke einer hohen Steuer unterliegen kostet ein Glas Bier im Restaurant schnell einmal umgerechnet 15 Franken und eine Flasche Wein ab 70 Franken.

Das Geld

Vor der Abreise deckten wir uns mit Norwegischen Kronen im Gegenwert von etwa 600 Franken ein. Zu viel, wie sich herausstellte. Das Land hat Bargeld fast ganz abgeschafft. Alles, auch wenn es nur 20 Rappen kostet, kann mit Karte bezahlt werden. Fast nie sieht man jemanden mit Bargeld bezahlen, an manchen Orten wird Bargeld gar nicht mehr akzeptiert. Nun, wir wurden die Kronen bis zum Schluss dann doch noch los, ich wollte sie nicht in der Schweiz zu einem schlechten Kurs zurückwechseln.

ein Auslaufmodell: Norwegische Kronen



Mittwoch, 19. Juni 2024

1200er Stägli

Auch in Tromsö gibt es einen Treppenweg. Am Montag hatten wir einen freien Tag in der Stadt und wollten uns nochmals etwas sportlich betätigen.

Von unserem Hotel im Zentrum von Tromsö geht es über eine lange Autobrücke aufs Festland, wo wir der Arctic Cathedral einen Besuch abstatten. Die 1965 erbaute Kathedrale ist zwar nicht sehr gross, aufgrund ihrer Form und der weissen Farbe ist sie aber von weither sichtbar.


Mit 1200 hat der von Sherpas erbaute Treppenweg zwar etwas weniger Stufen als derjenige bei Narvik, dafür sind die Stufen über Steinblöcke durchschnittlich höher und unregelmässiger, insgesamt überwanden wir in Tromsö mehr Höhendifferenz.

kurz vor...

...und am Ziel

Der Treppenweg endet bei der Bergstation einer Luftseilbahn auf dem Storsteinen. Die Aussicht über Tromsö und die Fjorde ist atemberaubend. Nach einem Abstecher zur Steinbohytta auf 537 müM geht es auf gleichem Weg zurück in die Stadt.

Und in der Zwischenzeit sind wir wieder zuhause. Nach einem dreieinhalbstündigen Direktflug mit der Edelweiss landeten wir im gefühlt tropisch heissen Zürich. Übrigens mit dem gleichen Flugzeug, welches wir am Samstag auf dem Flughafen von Longyearbyen sahen.

Dienstag, 18. Juni 2024

Der dritte Ausflug

Samstagnachmittag, 14:30 Uhr. Pünktlich holt uns eine Führerin mit dem Auto bei unserem Hotel in Longyearbyen ab, für eine dreistündige Besichtigungs-Tour im und um das Dorf. Wir sind die einzigen Gäste und haben deshalb eine Privatführung. Das hat den grossen Vorteil, dass wir das Programm selbst bestimmen können. Sachen, die wir auf den beiden vorangegangenen Touren schon gesehen haben können wir auslassen.

Zuerst geht es zur etwas erhöht gelegenen Kirche, welche nach dem 2. Weltkrieg neu erbaut wurde. Longyearbyen wurde von den deutschen Truppen aus der Luft total zerstört, kaum ein Haus wurde verschont. Der Plan war, die Kohle auf Spitzbergen zu nutzen, dazu kam es dann aber nicht.


in diesem Tresor in der Kirche können die Besucher
ihre Gewehre aufbewahren

Gleich neben der Kirche stehen die Überreste einer Kohlemine. Dort wurde das abgebaute Material sortiert, Kohle von Steinen und Erde getrennt und auf einer Seilbahn zum nahen Hafen transportiert. Die Anlagen der Kohleminen gelten übrigens als kulturhistorisches Erbgut und dürfen nicht abgebaut werden.

Blick von der Kohlesortieranlage über Longyearbyen

Weiter geht es mit dem Auto ins breite Tal hinein. Dort war früher der Flughafen und im Jahr 1942 verpasste ein deutsches Kampfflugzeug die Landung auf der Piste und verunfallte im sumpfigen Gelände. Das Wrack ist heute noch zu sehen. Aufgrund des trockenen und kalten Klimas ist es in erstaunlich gutem Zustand.

Und zum Schluss ging es weiter ins Tal hinein und auf einen Hügel, wo die letzte noch in Betrieb stehende Kohlemine steht. Von hier hat man einen schönen Weitblick über das Tal. Die Kohle wird heute nicht mehr auf einer Seilbahn zum Hafen transportiert, sondern mit Lastwagen. Und nächstes Jahr wird auch diese Mine geschlossen, denn Strom wird auf Spitzbergen seit kurzem mit Diesel und nicht mehr mit Kohle erzeugt.

Blick über das Tal, hinten der Fjord



Montag, 17. Juni 2024

Ausflug Nummer 2

Für den Samstagmorgen buchten wir eine geführte Wanderung auf einen nahe beim Flughafen Longyearbyen gelegenen Hügel. 10 Personen stark war die Wandergruppe, welche sich vor dem Aufstieg mit der Führerin und ihrem Hund zu einem Briefing versammelte. Ganze drei Kilometer lang sei die Route und wir hätten genug Zeit dafür, meinte sie. Und dass die Gruppe immer beisammen sein müsse, weil sie uns immer im Blick haben müsse, um im Fall eines Polarbär-Angriff eingreifen zu können. Auch sie hatte natürlich ein geladenes (aber noch gesichertes) Gewehr dabei.

vor dem Abmarsch

Der Weg war zuerst einfach über sumpfigen Tundraboden, danach etwas steiler und im letzten Drittel recht anspruchsvoll über lose Steinbrocken, wo jeder Tritt geplant werden will. Übrigens, kurz vor dem Abmarsch landete ein Edelweiss-Flugzeug, welches wir immer im Blick hatten bis zum Abstieg, als es wieder startete. Wir fragten uns, ob es jetzt direkte Flüge von Zürich nach Longyearbyen gibt, aber meine Flug-App verriet, dass das Flugzeug von Hannover auf die Spitzbergen und wieder zurück flog. Und dass es einige Stunden später noch ein zweites Flugzeug mit dem gleichen Routing hat. Wahrscheinlich handelt es sich um Charterflüge für ein deutsches Reisebüro.

die Edelweiss auf Spitzbergen

am Ziel auf dem 350m hohen Hügel

Die Führerin bemerkte, dass ich Ferngläser dabei hatte und bat mich, neben dem Flughafen zu schauen, ob es Walrosse am Strand habe. Dies sei ein Lieblingsplatz dieser Tiere. Und tatsächlich sah ich ein paar hellbraune Körper dort liegen und die Führerin bestätigte mir, dass es sich um Walrosse handle. Diese mussten wir uns natürlich aus der Nähe anschauen.

Und zum Abschluss machten wir noch einen Besuch beim Global Seed Vault. Das ist ein Tunnel in einem Berg, in welchem Pflanzensamen aus aller Welt bei einer Temperatur von -18° gelagert werden. Die Samen stammen mehrheitlich von Nutzpflanzen wie Reis, Getreide, Mais oder Gemüse. Im Falle einer weltweiten Pflanzen-Krankheit kann auf die gesunden Samen auf Spitzbergern zurückgegriffen werden.

Eingang zum Global Seed Vault

In der Zwischenzeit sind wir wieder in Tromsö, welches uns sehr städtisch vorkommt.


Sonntag, 16. Juni 2024

Der erste Ausflug

Schon etwa drei Monate vor unserer Reise in den hohen Norden buchten wir drei Ausflüge ab Longyearbyen. Dies im Bewusstsein, dass wir in der Saison hier sind und kurzfristig nicht mehr alles verfügbar sein kann.

Der erste dieser Ausflüge fand am Freitag statt und dauerte 7 Stunden. Beim ersten Teil davon ging es mit dem Auto in ein Seitental etwa 15 Minuten von Longyearbyen entfernt. Dort führte uns ein junger Guide zu Fuss durch die Gegend und erzählte uns viel Interessantes zur Geschichte, Flora und Fauna. Zum Beispiel, dass Longyearbyen aufgrund des Kohlevorkommens entstanden ist und dass es viele Kohleminen gab, welche aber bis auf eine einzige geschlossen wurden. Oder dass die Stromerzeugung von Kohle auf Diesel umgestellt wurde, was bei der Bevölkerung gemischte Reaktionen auslöste. Viele verstehen nicht, dass Diesel von weither verschifft werden soll, während man die Kohle sozusagen vor der Haustüre hat.

überall sieht man solche Holzkonstruktionen, auf welchen früher eine
Seilbahn zum Transport von Kohle fuhr

Der Guide war übrigens mit einem Gewehr bewaffnet. Das ist Vorschrift, um sich im Falle einer Begegnung mit einem Polarbären wehren zu können. Deshalb darf man als Tourist das Siedlungsgebiet nie ohne bewaffneten Guide verlassen.


die Rentiere haben noch ein helles Fell, im Sommer wird es aber dunkler

Was Flora und Fauna betrifft lernten wir, dass die relativ oft sichtbaren Rentiere auf Spitzbergen eine eigene Rasse sind, welche etwas kleiner ist als diejenige auf dem Festland. Oder dass es auch Bäume gibt, obwohl keine solchen sichtbar sind. Mindestens auf den ersten Blick, denn bei genauerem Hinschauen wachsen bodeneben kleine Äste von Birken, welche aber aufgrund des Klimas nie zu einem richtigen Baum heranwachsen.

so sichtbar habe ich Permafrost noch nie gesehen

Am Nachmittag ging es mit dem Auto in die andere Richtung der Stadt, wo es diverse Vogelarten, Polarfüchse und Walrosse zu sehen gab. Und dies bei schönstem Wetter mit wunderbarer Fernsicht übers Meer und in die Berge. Nur die Temperatur machte uns aufgrund des starken Windes etwas zu schaffen. Mehrere Schichten Kleider waren angesagt.