Freitag, 17. Juni 2022

GV Thurella

Auf dem Weg nach Buchs machte ich einen Zwischenhalt im mostindischen Egnach bei Romanshorn. Die Thurella Immobilien AG lud die Aktionäre zur GV ein. Eine spezielle GV, denn neben den üblichen Traktanden mussten die Aktionäre über die Liquidation der Firma abstimmen.

im Sternen am Bahnhof Egnach fand die GV statt

Weshalb das? Nun, alles der Reihe nach. Früher war die Thurella ein erfolgreicher Most-Produzent mit einer Mosterei und Abfüllanlage in Egnach. Damit wollten sich die Verwaltungsräte aber nicht begnügen, sie wollten expandieren. Im zürcherischen Eglisau wurden Millionen in eine grosse Abfüllanlage investiert. Diese erwies sich aber als überdimensioniert und zu teuer, bald schrieb die Firma rote Zahlen ohne Möglichkeit zur Trendumkehr. Wie ein Klotz am Bein wirkte sich die Abfüllanlage auf die Finanzen aus.

Da half nur noch, diese stillzulegen, was mit einem grossen Abschreiber verbunden war. Als nächstes folgte die Einstellung der Mostproduktion, übrig blieb noch die Produktion der Biotta-Säfte, was noch etwas Geld in die Kasse fliessen liess. Aber auch dieser Bereich wurde vor ein paar Jahren an die Orior Holding verkauft.

Zuletzt blieben nur noch die Immobilien am Standort Egnach in der Bilanz übrig. Und auch diese wurden per Anfang Juni verkauft, zugegebenermassen zu einem sehr vorteilhaften Preis, sodass die Aktionäre wenigstens noch einen kleinen Batzen erhalten. Damit ist die Weiterexistenz der Firma obsolet. Zähneknirschend stimmten die Aktionäre der Liquidation mit grosser Mehrheit zu, viele haben mit der Aktie viel Geld verloren.

Die Liquidation wird aber einige Zeit in Anspruch nehmen, man kann eine Firma nicht von heute auf morgen im Handelsregister löschen. Es muss beispielsweise sichergestellt werden, dass allfällige Gläubiger ihr Geld erhalten. Das wird mit einem sog. Schuldenruf, welcher sich über ein Jahr erstreckt, abgewickelt.

Der Verwaltungsrat hat auch dafür gesorgt, dass noch genügend Geld in der Kasse ist, um die Aktionäre mit einem kleinen Apéro zu verpflegen. Der Sternen ist eine Pizzeria, deshalb war der Imbiss vorgegeben.




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