Sonntag, 23. Mai 2021

Campione d'Italia

Diese Woche logierten wir im Hotel Campione in Bissone, von Lugano aus über den Damm von Melide und dann nach links. Der Name des Hotels ist der Lage unmittelbar neben der italienischen Exklave geschuldet. Ich möchte hier noch ein paar Sätze über die Exklave verlieren.


Der Status als Exklave ist auf ein Testament eines lokalen Herrschers zurückzuführen, in welchem Campione einem Mailänder Kloster vermacht wurde, dies im Jahr 777. Das Gebiet blieb im Eigentum des Klosters bis Napoleon kam und es der Cisalpinischen Republik zuschlug. Anfangs des 19. Jh. wollte sich das Tessin Campione einverleiben und bot als Tauschobjekt die Gemeinde Indemini an, der Deal kam aber nicht zustande.

das "Stadttor" gleich neben unserem Hotel

Die 2000 Einwohner der Exklave haben 2.6 km2 zur Verfügung, wobei der grösste Teil davon im See ist. Bis 1861 war Campione grösser, die Grenze verlief entlang des westlichen Ufers des Sees. Seit einer Grenzbereinigung ist die Grenze in der Seemitte.

Viele Schweizer assoziieren Campione sofort mit dem berühmten Casino, welches seit 1917 existierte. Im Jahr 2007 wurde der von Mario Botta entworfene monumentale Neubau eingeweiht, seither war es das grösste Casino in Europa. 2018 war dann Schluss, das Casino überschuldete sich und musste Konkurs anmelden. Der mit Abstand grösste Arbeitgeber von Campione musste hunderte von Angestellten entlassen. Das hat bis heute existenzbedrohende Auswirkungen auf die Finanzen der Gemeinde. Die Steuereinnahmen brachen zusammen wie ein Kartenhaus, ein grosser Teil der Ausgaben blieben aber. Und hier kommt die Rolle der Schweiz ins Spiel. Campione hat fast keine Infrastruktur, für fast alles ist die Schweiz zuständig: öV, Kehrichtabfuhr, Wasserreinigung, Strassenunterhalt, Schulen, Spitäler usw. Mehrere Millionen Franken Schulden hat Campione gegenüber dem Tessin angehäuft.


Wer noch mehr über Campione erfahren möchte kann hier nachschauen.




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