Sonntag, 29. Juni 2025

Winterthur von A bis Z - B wie Brauereien

Winterthur war ja früher eine Arbeiterstadt - Sulzer, Rieter oder die SLM beschäftigten in den 60er und 70er Jahren unzählige Arbeiter, viele davon aus Italien, Portugal und anderen Ländern. Damals war das Bier eine Art Grundnahrungsmittel, es wurde teilweise sogar während der Arbeit getrunken, was bei der Hitze in den Giessereihallen nicht weiter erstaunte.

Wenn es um Winterthurer Brauereien geht kommen mit spontan vier Marken in den Sinn:

Haldengut

Die Brauerei Haldengut ist - oder war - die traditionsreichste Winterthurer Brauerei. Schon 1843 wurde das erste "Haldengut" gebraut und es wurde schnell überregional bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts war es üblich, dass die Brauereiarbeiter ihr tägliches Freibier erhielten, bei Haldengut waren es 6 Liter pro Tag!

altes Bild des Haldengut-Areals...

Aufgrund des grossen Konkurrenzkampfes schlossen sich 1989 die Bündner Calanda Bräu und Haldengut zusammen und wenige Jahre später wurden sie von der holländischen Heineken übernommen. Darauf wurde die Brauerei in Winterthur geschlossen, das Haldengut gibt es aber immer noch, es wird in Chur bei der Calanda Bräu gebraut.

Früher war ich Aktionär bei Haldengut, aber bei der Übernahme durch Heineken musste ich die Anteile natürlich verkaufen. Ich erinnere mich aber immer noch an die legendären GVs neben der Abfüllanlage hoch oben im Turm der Brauerei.

Chopfab Boxer

Die Chopfab-Brauerei - auch unter dem Namen Doppelleu bekannt - hat sich nach seiner Gründung fulminant entwickelt. Schon von Beginn weg wurde grosses Gewicht auf ein landesweites Marketing gelegt mit dem Resultat, dass die Biere schon bald überall in der Schweiz gekauft werden konnten. Die Produktion konnte die Nachfrage kaum befriedigen und die Kapazitäten wurden in der Winterthurer Brauerei laufend erweitert. Vor einigen Jahren erfolgte dann der Zusammenschluss mit der in Yverdon ansässigen Brauerei Boxer. Vor etwa drei Jahren schlitterte Chopfab Boxer dann in eine missliche finanzielle Situation. Bei steigenden Zinssätzen wurden die aufgrund der Investitionen aufgebauten Schulden immer mehr zur Last. Zur Hilfe kam dann die Appenzeller Brauerei Locher, welche ein grosses Biersortiment anbietet, darunter das allseits bekannte Quöllfrisch.

...und ein aktuelles von Chopfab Boxer

Die Situation bei Chopfab Boxer hat sich danach beruhigt und die Produktion läuft auf Hochtouren. Das Angebot ist sehr breit und darunter befinden sich auch einige meiner Lieblingsbiere. Die Brauer sind auch sehr innovativ, immer wieder wird eine neue Sorte mit überraschenden Aromen lanciert.

Chopfab Boxer ist keine Publikums-AG, das Gründer-Team behält ihre Anteile für sich. Man kann aber einen sogenannten Genussschein kaufen, mit welchem man Einladungen für Brauerei-Anlässe sowie zum Geburtstag jährlich einen Gutschein erhält.

Stadtguet

Die Brauerei Stadtguet - sie liegt gleich gegenüber der Chopfab Boxer - ist viel kleiner als letztere und auch das Angebot beschränkt sich auf wenige Sorten, welche ab und zu von saisonalen Bieren ergänzt werden. Der Bekanntheitsgrad beschränkt sich auch auf Winterthur und Umgebung und es braucht unter Umständen etwas Glück, wenn man ein Stadtguet kaufen möchte. Die Biere haben aber eine hohe Qualität und sie wurden auch schon an Wettbewerben prämiert.

Seit vielen Jahren besitze ich eine Stadtguet-Aktie und wenn ich es einrichten kann nehme ich an der jährlichen GV teil, an welcher in der Regel Schinken im Teig angeboten wird. Dieses Jahr gab es aber heissen Fleischkäse, was auch perfekt zum Bier passt. Und für jeden GV-Teilnehmer steht ein 6-Pack zum Mitnehmen bereit.

Euelbräu

2006 wurde die kleinste Winterthurer Brauerei, die Euelbräu neben dem Bahnhof Wülflingen, gegründet. Im Angebot sind gegenwärtig sieben untergärige Bio-Craftbiere, darunter drei Sorten Panaché. Der Alkoholgehalt ist relativ niedrig, die stärkste Sorte kommt auf 4.1%.

Mein letzter Genuss eines Bieres von Euelbräu liegt schon einige Jahre zurück und ich kann mich nicht daran erinnern. Vielleicht werde ich wieder einmal eines probieren.

Eine Beteiligung an Euelbräu ist meines Wissens nicht möglich, wahrscheinlich hat der Inhaber kein Interesse an einem Going-public.

Samstag, 28. Juni 2025

GV SSE

Für die dritte GV innerhalb von drei Tagen musste ich etwas weiter reisen als nach Steinhausen oder auf den Säntis. Wer der GV-Einladung der SSE Holding S.A. Folge leisten wollte musste ins Wallis reisen, nach Sierre. Nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt steht das Restaurant Bourgeois mit einem grossen Saal, wo die Versammlung abgehalten wurde.

Ich berichtete letztes Jahr schon von der GV dieser Firma, hier zur Erinnerung, um was es sich dabei handelt: SSE steht für "Société Suisse des Explosives", sie hat ihren Sitz in Brig und eine Fabrik im Tal oberhalb von Gamsen. Gegründet wurde sie im Zusammenhang mit dem Bau des Simplon-Tunnels, wofür der benötigte Sprengstoff hergestellt wurde. In der Zwischenzeit hat die Firma ein zweites Standbein, es werden auch chemische Produkte hergestellt.

VR-Präsident Loretan in Aktion

Die öV-Fahrt nach Sierre hat sich grundsätzlich problemlos abgewickelt, allerdings war sie verbunden mit Dichtestress, dies vor allem zwischen Winterthur und Bern. Bis zum Flughafen hatte ich noch genügend Platz, aber als ich die Massen von Leuten am Flughafen mit viel Gepäck sah fragte ich mich, wie die alle Platz finden würden. Die Leute hätten ja noch Platz gefunden, aber für das Gepäck hatte es kaum Platz. Dann machte der Zug in Olten einen ausserordentlichen Halt, um gestrandete Passagiere einsteigen zu lassen. Spätestens jetzt fühlte sich jeder als Sardine, aber immerhin funktionierte die Klimaanlage recht gut.

der eisgekühlte Fendant schmeckte mir sehr gut

Die 111 Aktionäre hiessen alle Anträge des Verwaltungsrates gut. Es gab auch keinen Grund dafür, etwas abzulehnen, das Geschäftsjahr 2024 war sehr erfolgreich und die Dividende wird um 10% erhöht. Beim abschliessenden Apéro riche gab es für die Aktionäre, VR und Geschäftsleitung Gelegenheit für interessante Gespräche. Die von mir befürchtete Hitze war zum Glück kein Problem, beim im Schatten draussen servierten Apéro konnte man auch dank eines angenehmen Windes etwas durchlüften.

Freitag, 27. Juni 2025

Go abeluege

Von wo hat man den besten Blick über die Nordostschweiz? Wer in dieser Gegend lebt kennt die Antwort natürlich sofort: Der Säntis, mit 2502 m der höchste Gipfel weit und breit. Von dort liegt einem die Nordostschweiz buchstäblich zu Füssen, man muss also runterschauen oder eben abeluege. Nur um die noch höhere grosse Antenne zu sehen muss man ufeluege.

Blick vom höchsten Punkt

Jährlich am letzten Freitag im Juni findet die GV der Säntis-Schwebebahn AG auf der Schwägalp neben der Talstation statt und die Aktionäre sind für einen Teller mit Schinken und Kartoffelsalat und Getränk auf dem Gipfel eingeladen. Das führte jeweils zu einem grossen Ansturm, welchem die Kapazität der Bahn kaum gewachsen war. Deshalb können die Aktionäre seit einigen Jahren bereits am Donnerstag vor der GV ihren Gutschein für die Fahrt auf den Säntis und für das Essen einlösen und dann am Freitag nur noch an der GV teilnehmen.


Obwohl der Wetterbericht für den Donnerstag mit Gewitterrisiko behaftet war wagten viele Aktionäre einen Ausflug auf den Berg. Die drei Restaurants auf dem Gipfel waren sehr gut belegt, aber als Einzelperson fand ich problemlos einen Platz, wo ich den feinen Schinkenteller geniessen konnte.


Auf dem Gipfel konnte ich anschliessend nicht nur abeluege, sondern auch durchatmen. Nach den Hitzetagen im Flachland tat es besonders gut, sich bei gefühlten 12 bis 14 Grad wieder einmal abzukühlen. Und trotz bedecktem Himmel gab es rundum viel zu sehen, nur die Fernsicht war etwas eingeschränkt.

Donnerstag, 26. Juni 2025

GV Landis & Gyr

Bei hochsommerlicher Temperatur mache ich mich am Mittwoch auf den Weg nach Steinhausen ZG, zwischen Zug und Cham gelegen. Trotz leichter Kleidung komme ich in den Zügen und Bussen ins Schwitzen. Die Klimaanlagen scheinen mit Temperaturen über 30 Grad überfordert zu sein.

Deshalb bin ich froh, dass es im Gemeindesaal von Steinhausen relativ kühl ist. Der vollbesetzte Saal ist ziemlich hoch, deshalb wird es nicht so schnell stickig. Ich und die anderen 217 anwesenden Personen folgten der Einladung zur GV der Landis & Gyr AG.


Die Landis & Gyr muss ich nicht ausgiebig vorstellen, jeder Schweizer kennt die Firma mit Hauptsitz in Cham. Fast in jedem Schweizer Haus sind Stromzähler von Landis & Gyr installiert. Kurz gesagt besteht das Kerngeschäft der Firma aus Systemen für das Energie-Management. Heutzutage werden aber nicht nur einzelne Geräte verkauft, sondern umfassende Anlagen zur Messung und Steuerung von Betrieben aller Art. Dazu gehört vermehrt auch Software.

Schon in seiner kurzen Eröffnungsrede informierte VR-Präsident Umbach über die Absicht, ihr Geschäftsfeld auf den amerikanischen Kontinent zu konzentrieren und die europäischen Firmenteile zu verkaufen. Grund dafür sind die höheren Margen und grösseren Projekte auf der anderen Seite des Atlantik. Schon erstaunlich, dass sich eine so traditionsreiche Firma aus Europa verabschieden will.

Fast alle Traktanden wurden mit einer überwältigenden Mehrheit von über 99% gutgeheissen. Dies war angesichts der Tatsache, dass die anwesenden Aktionäre gesamthaft kaum 1% der Stimmen und der unabhängige Stimmrechtsvertreter den grossen Rest vertraten, auch nicht erstaunlich. Bei den Wahlen in den Verwaltungsrat wurde eine Amerikanerin als neue Präsidentin gewählt, sie wird die Verlagerung nach Amerika in den nächsten Jahren verantworten.


Nach eineinhalb Stunden reihen sich die Teilnehmer am langen Tisch auf, um sich am schön präsentierten Buffet mit allerlei Köstlichkeiten zu bedienen. Tatar-Brötchen, Lachs-Canapés, Sandwiches aller Art, Avocado-Wraps, Gemüsespiessli, Käse und natürlich auch Süssigkeiten liegen bereit.

Mittwoch, 25. Juni 2025

Winterthur von A bis Z - A wie Albanifest

Eigentlich würde ich hier gerne wieder einmal von einer Wanderung berichten, die letzte liegt schon sechs Wochen zurück. Es gibt diverse Gründe, weshalb mein Wanderjahr bisher nicht so richtig auf Touren kam. Da waren einerseits die zeitweisen Wetterkapriolen im Frühling, dann waren wir ja zweimal im Ausland unterwegs und jetzt macht mir die Hitze einen Strich durch die Rechnung. Für mich liegt die Hitzeschwelle fürs Wandern bei etwa 25 Grad, bei höheren Temperaturen macht es mir keinen Spass. Und leider sehen die mittelfristigen Wetterprognosen keine Abkühlung unter diese Schwelle vor. Es soll sogar noch heisser werden.

Als Alternative möchte ich hier ab und zu einen Blick auf unsere Nachbarstadt Winterthur werfen, und dies in Form von 26 Einträgen, für jeden Buchstaben einen und zwar wie es sich gehört schön alphabetisch. Heute also der erste Eintrag, in welchem es um das Albanifest geht.

Das grösste Winterthurer Stadtfest findet jährlich am letzten Wochenende im Juni statt, es steht also kurz bevor. Kommenden Freitag, Samstag und Sonntag geht in der Eulachstadt die Post ab. Die Besucher dürfen sich auf schönes, aber auch heisses Wetter freuen. Das Fest zieht nicht nur Leute aus Winterthur und den umliegenden Gemeinden an, es wird auf von vielen Auswärtigen gerne besucht. Letztes Jahr wurden 120'000 Besucher gezählt.

Das Fest nimmt die ganze Altstadt in Beschlag, es gibt kaum irgendwo ein ruhiges Örtchen. Wer sich etwas entspannen will muss sich aus der Altstadt zurückziehen. Das Fest ist eine Mischung aus Chilbi mit Bahnen aller Art, Musikvorstellungen sowie einem grossen und äusserst vielfältigen kulinarischen Angebot. Viele Vereine aus der Stadt und der Umgebung betreiben Popup-Stände und hoffen, mit dem Verkauf von Speis und Trank die Vereinskasse etwas aufstocken zu können.

Dienstag, 24. Juni 2025

Die neue BLM

Am Freitag war in Lauterbrunnen ein Entscheid fällig: Für die Fahrt hinauf nach Mürren gibt es zwei Möglichkeiten, entweder mit der BLM (Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren) zuerst mit der Seilbahn zur Grütschalp und danach mit dem Zug nach Mürren. Oder mit dem Postauto nach Stechelberg und weiter mit der Schilthornbahn nach Mürren. Ich entschied mich für die erste Variante, denn der Bahnhof in Mürren liegt näher beim Sportzentrum, wo die GV stattfand.

Die wie winters vollbesetzte Seilbahn fuhr in wenigen Minuten. Beim Aussteigen auf der Grütschalp staunte ich nicht schlecht, denn da stand ein nigelnagelneuer, moderner Zug für die Fahrt nach Mürren bereit. Bei meiner letzten Fahrt auf dieser Strecke kamen alte, fast nostalgiemässige Wagen mit Holzbänken zum Einsatz. Aber eben, das lag schon einige Jahre zurück.

Aber Moment mal, wie zum Teufel kam dieser Zug überhaupt dort hinauf? Vielleicht wurde er in Einzelteilen mit der Seilbahn hochgefahren und auf der Grütschalp zusammengesetzt? Die Antwort erhielt ich von einem GV-Kollegen, mit welchem ich darüber sprach. Er fand ziemlich schnell einen Artikel der Berner Zeitung, in welchem genau das behandelt wurde.

Die einzelnen Zugwagen wurden demnach per Lastwagen nach Lauterbrunnen gefahren, wo sie auf einen Spezialtransporter umgeladen wurden. Auf diesem ging es auf einer schmalen, steilen Strasse mit diversen Kurven zum Bahnhof Winteregg zwischen Grütschalp und Mürren gefahren. Ich frage mich allerdings, auf welcher Strasse das war, denn auf der Karte sehe ich keine Strasse, nur Nebenwege.

Die Bilder im Artikel der Berner Zeitung (Link siehe oben) sind absolut sehenswert, um nicht zu sagen haarsträubend.

Montag, 23. Juni 2025

Schilthorn 20XX

In meinem Eintrag über den Besuch der Schilthornbahn-GV erwähnte ich das Projekt Schilthornbahn 20XX. In diesem äusserst komplexen und in jeder Beziehung anspruchsvollen Projekt geht es um die Gesamterneuerung der Bahnanlagen zwischen Stechelberg und dem Schilthorngipfel. Dabei bleibt kein Stein auf dem anderen, nicht nur die Passagier-Kabinen wurden ersetzt, sondern die ganze Infrastruktur inklusive Tal- und Bergstationen. Es wird mit Investitionen von 140 Millionen Franken gerechnet, für die Gesellschaft eine Jahrhundertinvestition.

Die Bauarbeiten sind schon weit fortgeschritten. Im Dezember letzten Jahres konnte die Seilbahn von Stechelberg nach Mürren eröffnet werden. Dabei handelt es sich um die steilste Seilbahn der Welt. Früher musste man einen Umweg über Gimmelwald machen und dort umsteigen. Gleichzeitig wurde die neue Seilbahn von Mürren nach Birg eingeweiht. Dies ist keine normale Seilbahn, sondern eine sogenannte Funifor-Bahn mit zwei seitlich versetzten Tragseilen. Damit wird eine höhere Windstabilität erreicht, welche höhere Windgeschwindigkeiten zulässt.

auf dem steilsten Abschnitt kurz vor der Talstation

Auch auf dem Schilthorngipfel wurde hart gearbeitet. Dafür musste aber der Bahnbetrieb zwischen Mitte Oktober 2024 und März 2025 eingestellt werden. In dieser Zeit wurde die alte Bergstation rückgebaut und die neue errichtet. Etwa 50 Handwerker erbrachten mitten im Winter Höchstleistungen, und dies auch bei garstigen Bedingungen wie Schneestürmen. Eine besondere Herausforderung war die Logistik, denn das gesamte Material musste vor dem Unterbruch der Bahn bereitgestellt werden. Und das Personal wurde jeweils am Montagmorgen mit Helikoptern hoch- und am Freitag wieder zurückgeflogen. Im Drehrestaurant wurden Kabinen für die Handwerker eingerichtet, wo sie übernachten konnten.

Am vergangenen 15. März wurde die Verbindung von Birg zum Schilthorn wieder eröffnet, dies aber nur mit einer Kabine, welche hin- und herpendelt bis die zweite Kabine voraussichtlich im März nächsten Jahres eingebaut ist.

Für mich ist dies ein Vorzeige-Projekt ersten Ranges, welches von der Kompetenz der Ingenieure und der Zuverlässigkeit aller Beteiligten zeugt. Ich bin ziemlich sicher, dass es weltweit kein anderes Land gibt, in welchem Projekte dieser Art so erfolgreich durchgeführt werden können.

Mehr Informationen zu diesem Projekt kann man hier nachlesen.

Sonntag, 22. Juni 2025

GV Brauhaus Sternen

Bei dieser Hitze ist der Besuch einer Brauerei-GV keine schlechte Idee, finde ich und deshalb nahm ich am Samstagmorgen den Zug nach Frauenfeld, wo die GV der Brauhaus Sternen AG auf 11:15 angesetzt war. In der grossen Rüegerholzhalle ausserhalb des Zentrums fanden die 756 anwesenden Aktionäre problemlos Platz, es hatte sogar noch ziemlich viel freie Plätze.

Schon seit einigen Jahren findet die GV in dieser Halle statt, dies nachdem der frühere Veranstaltungsort, das Casino Frauenfeld, aufgrund der steigenden Anzahl Aktionäre zu klein wurde. Bei schönem Wetter wurden die Festbänke jeweils im Aussenbereich bereitgestellt, wo es auch diverse Stände mit Würsten, Burgern, Steaks und anderem hatte. Dieses Jahr wäre das Wetter zwar auch schön gewesen, aber in der Einladung wurde bereits darauf hingewiesen, dass sich die GV und die anschliessende Verpflegung nur im Innenbereich abspielen werde und dass es ausser Bier und Würsten kein anderes Angebot gebe.

Das hat mit der prekären finanziellen Situation der Gesellschaft zu tun, welche sich im Laufe des Berichtsjahres verschärft hat. Deshalb ist Sparen angesagt, und dies an allen Ecken und Enden. Kritisch ist vor allem die Liquidität, welche zum Beispiel nicht ausreicht, den Covid-Kredit zurückzuzahlen. Und solange dieser nicht amortisiert ist werden happige Zinsen verrechnet, was die Situation auch nicht verbessert. Vor wenigen Monaten wurde deshalb auch der Betrieb in Winterthur geschlossen. Dieser wurde aufgrund der hohen Mietzinsen mehr und mehr zur Last.


Immerhin werden die Aktionäre noch etwas bei Laune gehalten, schon vor der GV gab es Freibier und auch die Wurst war gratis, jeder Aktionär erhielt mit der Einladung einen Gutschein. Der Gründer der Firma, Marin Wartmann, bat die Aktionäre dafür dringend, das Gasthaus in Frauenfeld vermehrt zu berücksichtigen und damit mehr Umsatz zu generieren. Ich habe mir deshalb vorgenommen, dort demnächst wieder einmal einzukehren.

Samstag, 21. Juni 2025

GV Schilthornbahn

Früher war ich regelmässiger Gast an der GV der Schilthornbahn, bei schönem Wetter konnte ich das phantastische Panorama vom Gipfel geniessen. Jeder Aktionär erhielt ein Gratisticket. In den letzten Jahren war ich aber nicht immer dabei, vor allem während den Corona-Jahren war es ja zeitweise gar nicht möglich.

links das Lauberhorn, dann Eiger und Mönch

rechts das Silberhorn

Gestern aber nahm ich den ziemlich langen Weg wieder einmal unter die Zugräder. Der direkte Zug von Winterthur nach Interlaken Ost half etwas, damit die Reise nicht allzu kompliziert wurde. Einsam fühlte ich mich nicht, unzählige Reisende jeglichen Alters und Herkunft schienen das gleiche Ziel wie ich zu haben. Besonders beliebt war die Fahrt von Interlaken Ost nach Lauterbrunnen, gefühlt war halb Asien dort unterwegs.

Die GV begann um 15 Uhr im Sportzentrum von Mürren. In einer Mehrzweckhalle versammelten sich 266 Aktionäre, um den Ausführungen des VR-Präsidenten Stöckli sowie CEO Egger zu lauschen und sich am anschliessenden Apéro zu verköstigen.

Im Brennpunkt der Reden standen nicht so sehr die finanziellen Resultate, sondern das Projekt Schilthornbahn 20XX, in welchem es um die Gesamterneuerung der Bahnanlagen geht. Das komplexe Projekt erstreckt sich über mehrere Jahre und wird im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen sein. Mehr zu diesem Projekt später.


Auf dem Schilthorngipfel war ich gestern nicht, ich werde das aber nachholen. Der Gutschein für eine Gratisfahrt ist bis Oktober gültig und ich werde mir dafür einen schönen Tag ausserhalb der Hochsaison aussuchen.

Donnerstag, 19. Juni 2025

GV natürli

Gestern kam ich spät nach Hause, erst um halb zwölf, das ist für mich aussergewöhnlich, normalerweise bin ich zu dieser Zeit im Tiefschlaf. Verantwortlich dafür war die GV der natürli zürioberland ag, welche um 20 Uhr in einer alten Fabrikhalle in Turbenthal angesetzt war.

Meines Wissens gibt es in der Schweiz keine GV, welche so spät beginnt, und dies jedes Jahr. Das hat aber einen guten Grund, denn bei der Firma handelt es sich um einen Käse-Grosshändler, an welchem viele Käse-Lieferanten als Aktionär beteiligt sind. Und wer sich bei der Käseproduktion auskennt weiss, dass die nachmittags gelieferte Frischmilch noch verarbeitet werden muss. Die spät angesetzte GV ermöglicht den Käsern, ihre beruflichen Aufgaben zu erfüllen und anschliessend ihre Rechte an der GV auszuüben.

Rund 300 Aktionäre trafen sich in einer alten Fabrikhalle, wo die Temperatur trotz fehlender Klimaanlage erstaunlich angenehm war. Der ehemalige Zürcher Ständerat Ruedi Noser eröffnete die Versammlung pünktlich, gab aber das Wort gleich an den CEO weiter, welcher das finanzielle Jahresergebnis präsentierte. Im Vergleich zum Vorjahr mit einem Verlust von über 600'000 Franken verbesserte sich das Ergebnis deutlich auf nur noch 60'000 Franken Verlust. Und für dieses Jahr wird mit schwarzen Zahlen gerechnet, da die Abschreibungen rückläufig sind. Die Firma macht einen jährlichen Umsatz von 27 Millionen Franken.

Ruedi Noser verkündete anschliessend, dass er als VR-Präsident zurücktreten und einer neuen Kraft Platz machen werde. Der Wechsel des VR-Präsidenten und alle anderen Traktanden wurden einstimmig genehmigt.

50 Minuten nach Beginn der GV kam der Moment, auf welchen sich alle gefreut haben: die Eröffnung des Käse-Buffets. Schnell bildete sich eine lange Schlange vor dem Buffet mit unzähligen Käsesorten und Gschwellti. Ich staune immer wieder, wie kreativ die Käser in der Schweiz sind.

im Käsehimmel

Mit vollem Bauch und einer Tasche mit natürli-Produkten geht es auf den zum Glück nicht allzu weiten Heimweg.

Mittwoch, 18. Juni 2025

100 Flugzeugtypen

Mit dem Flug von Zürich nach Abu Dhabi auf dem Weg zu den Seychellen stieg die Zahl der geflogenen Flugzeugtypen in meiner Flugstatistik auf genau 100. Es war mein erster Flug in einer B-787 "Dreamliner". Dabei handelt es sich um ein spezielles Flugzeug, denn es wird zum grössten Teil aus Kunststoff statt aus Aluminium gebaut. Dadurch wird das Eigengewicht des Flugzeugs deutlich reduziert und die Betriebskosten sind dadurch tiefer. Auch die Wartungsaufwände können damit reduziert werden.

B-787

Hier die Rangliste der Top 5 Flugzeugtypen gemessen an der Anzahl Flüge:

DC-9         231 Flüge
DC-10       208 Flüge
B-747        146 Flüge
B-737        131 Flüge
A-320        97 Flüge

Und dies die Rangliste gemessen an zurückgelegter Distanz:

DC-10        771'056 km
B-747         711'633 km
MD-11       254'632 km
A.330         198'805 km
DC-9          152'516 km

Montag, 16. Juni 2025

Rorschach-Heiden-Bergbahn

Die Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB, nicht zu verwechseln mit der RhB abgekürzten Rhätischen Bahn), mit welcher ich am Freitag zur GV der Appenzeller Bahnen und zurück fuhr, nahm 1875, also vor 150 Jahren, ihren Betrieb auf. Noch etwas früher im gleichen Jahr wurde auch die Linie St. Gallen Winkeln - Herisau der ursprünglichen Appenzeller Bahn eröffnet. Der Betrieb der RHB wurde bis 1930 durch drei Dampflokomotiven sichergestellt, danach wurde die Linie elektrifiziert. 2006 erfolgte die Fusion mit den Appenzeller Bahnen.

Etwas Besonderes an der RHB ist die Tatsache, dass es sich um eine Zahnradbahn mit Normalspur handelt. Die meisten Zahnradbahnen in der Schweiz haben ja Schmalspur, einzige Ausnahmen sind neben der RHB die Rigi-Bahnen von Arth-Goldau und Vitznau.

Bei der Planung der RHB erachteten es die Ingenieure als Vorteil, wenn die Strecke nach Heiden mit Normalspur-Rollmaterial befahren werden kann. So konnten umsteigefreie Fahrten in den ehemaligen wichtigen Kurort angeboten werden. An der GV erwähnte der CEO der Appenzeller Bahnen, dass es zeitweise sogar direkte Zugverbindungen von Hamburg und Wien nach Heiden gab.

Kursaal Heiden 1910

Und übrigens, die RHB fährt schon seit vielen Jahren auch den Bahnhof Rorschach Hafen an, so können Schiffpassagiere direkt am Hafen in den Zug nach Heiden umsteigen.

Sonntag, 15. Juni 2025

GV Appenzeller Bahn

Für mich war die direkte Zugfahrt von Winterthur nach Heiden am Freitag der Höhepunkt des Tages. Und dies, obwohl ja der Grund für die Zugfahrt, die GV der Appenzeller Bahn, erst später angesetzt war.

Postplatz Heiden

Verantwortlich dafür war der etwas zähe Verlauf der GV. Nach Ankunft des Zuges um 14:11 verschoben sich die Aktionäre in 10 Minuten Fussmarsch vom Bahnhof zum Kurhaus, wo ein Apéro offeriert wurde. Das ist zwar eine schöne Geste an die angereisten Gäste, die dafür eingerechneten zweieinhalb Stunden waren aber etwas zu grosszügig berechnet. Schon eine Stunde vor Beginn der GV im bereitgestellten Festzelt versammelte sich eine grosse Schar vor dem Eingang.

Dann endlich um 16:45 eröffnete der VR-Präsident die Versammlung im stickigheissen Zelt, welches leider nur auf einer Seite offen war, was jegliche Luftzirkulation verhinderte. Der offizielle Teil der GV begann dann aber erst nach einem musikalischen Auftritt eines Appenzeller Trios und einem zwar lustigen, aber etwas langatmigen Theaterstück.


Eineinhalb Stunden dauerte dann der offizielle Teil, in welchem natürlich auch das 150jährige Jubiläum der Bahngesellschaft ausgiebig gewürdigt wurde. Um 18:15 schloss der VR-Präsident die Versammlung mit dem Hinweis, dass die nächstjährige GV in Gonten stattfinden werde.

Auf den gemischten Salat, den ersten von drei Gängen des Nachtessens, musste man dann zum Glück nicht allzu lange warten. Danach aber folgte wieder eine längere Pause mit Musikeinlage. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es schon viertel nach sieben war und ich fällte den spontanen Entscheid, mich von meinen Kollegen zu verabschieden und den regulären Zug um 19:30 nach Rorschach zu nehmen. Der Extrazug um 21:30 war mir einfach zu spät. Zudem war es für mich im Zelt einfach zu heiss und das Bier und der Weisswein wurden wärmer und wärmer.

Etwas abkühlen konnte ich dann im offenen Nostalgiewagen auf der Fahrt nach Rorschach.

Samstag, 14. Juni 2025

Winterthur - Heiden ohne Umsteigen

Gestern gab es für mich - und viele andere Bahntechnik-Interessierte - einen besonderen Leckerbissen: eine direkte Zugfahrt von Winterthur nach Heiden, dem ehemaligen Kurort im Appenzellischen. Normalerweise ist das nur mit Umsteigen in Rorschach möglich.

der Extrazug auf der Anzeigetafel, die Abfahrt war aber
entgegen der Anzeige pünktlich

Anlass für die Extrafahrt war die Generalversammlung der Appenzeller Bahnen, welche anlässlich des 150jährigen Jubiläums der RHB, also der Rorschach-Heiden-Bahn, in Herisau durchgeführt wurde. Die Aktionäre konnten in Winterthur, Wil, Gossau, St. Gallen oder Rorschach zusteigen und die Fahrt in den alten, aber gepflegten Wagen geniessen. Zum Glück konnten die Fenster während der Fahrt bei heissen Temperaturen geöffnet bleiben.

Winterthur Gleis 3

in Heiden mit dem in Rorschach angehängten Triebwagen

Ich fuhr ja am Donnerstag schon die gleiche Strecke von Winterthur nach Rorschach, die Fahrt dauerte genau eine Stunde. Etwas gemütlicher war die Fahrt mit dem Oldtimer, eine Stunde und 40 Minuten dauerte es bis Rorschach. Dies inklusive eines 15-minütigen Haltes auf einem Wartegleis bei Elgg, um die Intercity-Züge durchfahren zu lassen.

Mehr zur GV dann morgen.

Freitag, 13. Juni 2025

See, Fluss und Berg

Gestern Donnerstagmorgen beschloss ich spontan, einen der vielen Einträge auf meiner Pendenzenliste abzuhaken: eine Schifffahrt nach Rheineck.

Das Schiff mit dem Namen "Rhynegg" wurde speziell für die Strecke von Rorschach via Altenrhein nach Rheineck gebaut. Es ist kleiner als die übrigen auf dem Bodensee verkehrenden Passagierschiffe und es hat weniger Tiefgang, was besonders bei niedrigem Wasserstand entscheidend ist.

Die Fahrt geht zunächst bei normalem Tempo über den See bis zum Rheinspitz, also der Mündung des Alten Rhein in den Bodensee. Dort wird das Tempo reduziert und das Schiff gleitet mit vielleicht 15 kmh gemütlich auf dem Alten Rhein bis nach Rheineck. Dort ist die höchstgelegene Schiffstation des Rheins.

Abfahrt von Rorschach

Einfahrt in den Alten Rhein

der einzige Zwischenhalt in Altenrhein


am Ziel in Rheineck


in der Fortsetzung des Gleises der Alte Rhein

Nach der schönen und entspannenden einstündigen Fahrt über den See und den Fluss hängte ich noch eine Fahrt auf den Berg an. Fünf Minuten nach Ankunft in Rheineck fuhr das knallrote Bähnli hinauf nach Walzenhausen. Dort blieb ich aber nicht, ich fuhr gleich wieder hinunter und konnte dabei mein Schiff auf dem Alten Rhein beobachten, welches sich wieder auf den Weg nach Rorschach machte.