Freitag, 24. Oktober 2025

Chiuso Martedi

Gegenwärtig läuft im Südtessin das "Rassegna Gastronomica Mendrisiotto e Bassa Ceresio", ein Gastronomie-Festival mit 38 teilnehmenden Restaurants. Angeboten wird in jedem der Restaurants ein oder mehrere Menus, welche speziell für dieses Festival zusammengestellt wurden. Vielfach handelt es sich um Tessiner Spezialitäten oder Wildgerichte.

Am Mittwoch nahm ich den Weg nach Mendrisio unter die Zugräder, um dort im Grotto San Martino den "Bollito Misto 8 tagli" zu probieren. Mithilfe einer Sprachübersetzungs-App fand ich heraus, dass es sich dabei um eine Art Schlachtplatte mit 8 Fleischsorten handeln muss.

das Grotto San Martino liegt etwas erhöht...

...mit Blick über Mendrisio

Ob meine Vermutung zutraf kann ich aber leider nicht bestätigen, denn ich bin wieder einmal angebrannt, das Grotto resp. dessen Wirt hatte seinen Ruhetag. Natürlich hatte ich mich vorgängig über die Öffnungszeiten informiert, auf dem Flyer des Festivals sind diese für alle teilnehmenden Restaurants ersichtlich. Und beim Grotto San Martino stand "Sempre aperto", also jeden Tag geöffnet.

das Schild neben der Treppe verunsicherte mich

Beim Eingang zum Grotto hatte es unübersehbare Tafeln, welche auf die Teilnahme am Festival aufmerksam machten. Zuunterst auf einer der Tafeln stand dann ganz unauffällig noch "Chiuso martedi". Wobei martedi ja Dienstag ist und ich war ja am Mittwoch dort. Anyway, es hat sich wieder einmal bestätigt, dass man bei den Öffnungszeiten der Tessiner Grotti etwas Glück braucht.

Schade, gerne hätte ich mich überraschen lassen, was auf dem Teller serviert wird. Aber ich hatte natürlich einen Plan B. Was dieser beinhaltete erfährt man hier morgen.

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Arven

Noch ein Nachtrag zu unserer Arvenwald-Wanderung, auf welcher ja diese Bäume die Hauptdarsteller waren.

Neben einer der ältesten und mächtigsten Arven haben wir eine Infotafel gelesen und dabei gelernt, dass die Altersbestimmung bei dieser Baumart schwierig ist. Das liegt daran, dass bei alten Bäumen das Zentrum des Stammes im Laufe der Zeit verfault. Das Zählen der Baumringe ergibt deshalb nur ein ungenaues Resultat. Ein etwas genaueres Resultat erzielt man durch eine Schätzung aufgrund des Stamm-Durchmessers. Bei einem Durchmesser von 2 Metern kann man von einem Alter von ca. 1'400 Jahren ausgehen, denn ein Jahrring misst etwa 0.7 mm.

So oder so, viele der Arven auf dem Arvenweg haben ein stattliches Alter und sie haben damit schon viel mehr Weltgeschichte miterlebt als es ein Mensch jemals tun könnte.

Des weiteren habe ich in einer Zeitung gelesen, dass die Arven nur sehr bedingt als Holzlieferant geeignet sind. Einerseits eben aufgrund der mit der Zeit eintretenden Fäule im Zentrum, dann aber auch aufgrund von einem hohen Anteil an weichem Holz, welches sich für die Weiterverarbeitung nicht eignet. Umso mehr werde ich das nächste Mal, wenn ich in einem Bündner Arvenstübli esse, das Holz gebührend würdigen.

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Wanderung Lej Languard

Datum: 17. Oktober 2025
Dauer:
 4h20
Länge: 11.2 km
Wetter: sonnig
Route: Alp Languard-Pt. 2426-Lej Languard-Chamanna Paradis-Alp Languard-Pontresina
Charakteristik: einfache Bergwege


Blick ins Val Languard, links der Piz Languard,
rechts der Piz Albris

Lej Languard mit Sonnenspiegelung

links der Mitte die Chamanna Paradis...

...mit ebensolcher Aussicht

Am Freitag begann die Wanderung für mich nicht beim Hotel, für Marlise aber schon. Sie wollte zu Fuss zur Alp Languard aufsteigen. Diese Anstrengung ersparte ich mir und nahm stattdessen die schon fast museumsreife Sesselbahn dort hinauf. Gemeinsam nahmen wir den Weg zum Laj Languard zuhinterst im Talkessel in Angriff.

Anfänglich ist der Weg breit und relativ flach, aber je näher wir beim See sind wird es bergwegiger und steiler, nirgends aber schwierig. Der hübsche Bergsee liegt auf knapp 2'600 m. Da und dort hat es ein paar Schneeflecken und ich kann sogar einen Schneeball machen. Die dünne Eisschicht auf dem See erinnert uns daran, dass der Winter nicht mehr lange auf sich warten lassen wird.

Für den Rückweg wählen wir eine Variante, welche an der Chamanna Paradis vorbeiführt. Von der kleinen Hütte ohne Schlafmöglichkeit hat man einen paradiesischen Blick zum Bernina-Massiv mit dem Morteratschgletscher. Fast noch schöner als auf der Mittwoch-Wanderung durch das Val Morteratsch.

Für den Abstieg nach Pontresina tauschen wir die Rollen. Diesmal gehe ich zu Fuss und Marlise per knieschonende Sesselbahn.

Dienstag, 21. Oktober 2025

Wanderung Arvenwald

Datum: 16. Oktober 2025
Dauer:
 5h50
Länge: 15.1 km
Wetter: sonnig
Route: Pontresina-Pt. 1844-Muottas da Schlarigna-Pt. 2194-Alp da Staz-St. Moritz Bad-Acla Dimlej-Lej da Staz-Tolais-Pontresina
Charakteristik: einfache Wander- und Bergwege


auf dem Muottas da Schlarigna mit Blick nach St. Moritz

im Arvenwald

schon fast Winter

Laj da Staz

Auch am Donnerstag beginnt unsere Wanderung mit einem kurzen Abstieg zum Ova da Bernina, welchen wir überqueren und vorbei am Bahnhof von Pontresina Richtung Alp da Staz aufsteigen. Nach etwa einer Stunde kommen wir bei einer Wegkreuzung an, wo wir die Wahl haben zwischen dem Weg durch den Arvenwald oder einer Zusatzschlaufe zum Muottas da Schlarigna haben.

Aufgrund des perfekten Herbstwetters entscheiden wir uns einstimmig für letzteres. Was sich 20 Minuten später als äusserst lohnenswert herausstellt. Der Blick über die Täler mit St. Moritz, Samedan und Pontresina ist einmalig und unsere Handys haben Hochbetrieb.

Auf gleichem Weg geht es zurück zur Wegkreuzung, jetzt biegen wir auf den mit der Nummer 804 markierten Weg durch den Arvenwald ein. Und schon bald finden wir uns inmitten riesiger und alter Arven, welchen es hier wohl zu sein scheint.

Jetzt sind wir auf der Nordseite des Piz da Staz. Die fehlende Sonne und ein auffrischender Wind lassen uns spüren, dass wir mitten im Herbst sind, wenn nicht schon fast im Winter. Nach einer längeren Strecke auf dem leichten, immer leicht abfallenden Weg kommen wir erfrischt in St. Moritz Bad an, wo es nur noch ein kurzes Stück bis zum St. Moritzersee ist.

Auf der verkehrsfreien Südseite des Sees geht es - immer noch bei erfrischendem Wind - Richtung Osten. Nach dem See folgt ein kurzer Aufstieg zum kleinen Laj da Staz, wo wir viele Ausflügler antreffen. Nach einer weiteren Stunde beenden wir die sehr attraktive Rundwanderung wieder bei unserem Hotel.

Montag, 20. Oktober 2025

Rocket & Tigerli ohne Holz

Genau vor einem Jahr berichtete ich hier über ein Bauprojekt in der Winterthurer Lokstadt, also dem ehemaligen Industriegebiet, wo unter anderem die berühmte "Loki" stand, welche Eisenbahn-Lokomotiven produzierte.

Das Projekt mit der Bezeichnung "Rocket & Tigerli" beinhaltet den Bau eines Gebäude-Komplexes mit Wohnungen und Gewerbebetrieben. Als markantestes Gebäude ist ein 100 Meter hoher Wohnturm geplant. Dieser hätte aus Holz gebaut werden sollen.

so soll das Hochhaus "Rocket" und die
Nebengebäude "Tigerli" aussehen

Im Landboten vom Freitag las ich nun, dass die Bauherrschaft nun doch kein Holzgebäude, sondern ein konventionelles Stahl/Beton-Gebäude bauen will. Hinter der Planänderung stehen vor allem wirtschaftliche Gründe. So sei der Preis der Holzelemente in letzter Zeit markant gestiegen, kann man im Artikel lesen. Und zudem bestehe aufgrund der langen Bauzeit ein erhebliches Risiko, dass die Holzteile längere Zeit der Witterung ausgesetzt wären und Schaden nehmen könnten.

"Tigerli"

Und ich muss ehrlich sagen, ich verstehe die Planänderung. Ich könnte mir nicht vorstellen, in einer Wohnung im oberen Bereich eines aus Holz gebauten Hochhauses zu wohnen. Das Risiko eines Feuers ohne Chance, sich retten zu können, wäre mir viel zu hoch.

P.S. Der Name "Tigerli" für die Nebengebäude wurde von einer alten Dampfloki übernommen, welche in Winterthur für die SBB hergestellt wurde.

Sonntag, 19. Oktober 2025

Wanderung Val Morteratsch

Datum: 15. Oktober 2025
Dauer:
 5h00
Länge: 14.2 km
Wetter: sonnig
Route: Pontresina-Surova-Alp Veglia-Chünetta-Pt. 1963-Pt. 2024-Pt. 1963-Morteratsch Bahnhof
Charakteristik: einfache Wander- und Bergwege

Rechtzeitig vor der Schlechtwetter-Phase sind wir gestern wieder nach Hause gefahren. Jetzt kommen noch die Berichte der drei Engadiner Wanderungen.



die Seitenmoränen zeigen, wie mächtig
der Morteratschgletscher einst war


Alle drei Wanderungen konnten wir entspannt angehen, alle drei begannen im Hotel und zwei davon endeten auch dort.

Am Mittwoch steigen wir zuerst zum Talgrund ab und überqueren den Ova da Bernina genannten Fluss. Dann müssen wir den von uns ausgewählten Weg etwas suchen. Einer der vielen Wegweiser zeigte in eine Richtung, wo es nicht weiterging und überall hatte es schon Wegweiser für die Winterwanderwege, welche uns etwas verunsicherten.

Einmal auf dem richtigen Weg kann aber nichts mehr schiefgehen. Auf dem mit den Nummern 30 und 33 markierten sehr angenehmen Weg geht es Richtung Südost durch den schönen Wald mit vielen Lärchen. Beim Punkt 1883 verlassen wir den nummerierten Weg nach rechts auf eine Abkürzung, welche direkt ins Val Morteratsch führt. Dabei sind allerdings etwa 250 zusätzliche Höhenmeter zu überwinden.

Beim Punkt 1963 treffen wir auf den mit der Nummer 806 markierten Weg, welcher ins Val Morteratsch hineinführt. Wie zu erwarten war hat es hier massenhaft Volk, darunter viele Familien mit Kindern. Hier sind wir in einer Wanderweg-Sackgasse, denn der Weg hört vor dem Morteratschgletscher auf. Wer den Gletscher, dessen Zunge etwa 1 Kilometer vom Ende des Wanderweges entfernt ist aus der Nähe anschauen will, braucht alpine Erfahrung. Zu diesen gehören wir nicht, aber wir geniessen den Blick auch aus Distanz.

Auf dem Weg hat es immer wieder Infotafeln mit Wissenswertem zur Geschichte des Gletschers. Am mächtigsten war dieser Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals machten sich die Einwohner von Pontresina Sorgen, dass der Gletscher das Dorf zerstören könnte und sie beteten in der Kirche und wahrscheinlich auch zuhause, dass ihr Dorf unversehrt bleiben möge. Und ihr Gebet wurde erhört, seitdem zog sich der Gletscher kontinuierlich zurück.

Zurück ging es bis zum Bahnhof Morteratsch, wo wir den nächsten Zug nach Pontresina abwarteten.

Samstag, 18. Oktober 2025

Zum Lej Languard

Und auch die dritte Engadiner Wanderung lag am Freitag sozusagen vor der Hoteltür. Als Ziel haben wir uns den Bergsee Lej Languard ausgewählt. Dieser liegt zuhinterst im Val Languard, einem Seitental unterhalb des Piz Languard östlich von Pontresina.

Marlise nimmt nach dem Frühstück den Aufstieg zur Alp Languard in Angriff. Ich aber warte noch 40 Minuten, denn ich möchte mir den Aufstieg zu Fuss ersparen, es hat schliesslich eine Sesselbahn, mit welcher ich ohne Anstrengung hinauffahren kann.

Lej Languard

Ab der Alp Languard wandern wir gemeinsam hinein in das Val Languard und erreichen nach einer guten Stunde und 300 hm Aufstieg den hübschen Laj Languard auf 2600 m. Für den Rückweg zur Alp Languard wählen wir eine Variante via die Chamanna Paradis, von wo man eine wunderschöne Sicht ins Bernina-Massiv mit dem Morteratschgletscher hat.

im Abstieg nach Pontresina

Für die Rückkehr nach Pontresina tauschen wir die Rolle, ich bewältige den Abstieg zu Fuss, während Marlise die Sesselbahn in Anspruch nimmt.